Ausstellung zu Freiheitsbestrebungen der Sorben und zur Minderheitenfrage nach 1918 eröffnet

Potsdam, 10. Januar 2023. Begleitet von melodiösen und beschwingten sorbischen Volksliedern ist im Eingangsbereich des Brandenburger Landtages die neue Ausstellung mit dem Titel „Die Freiheit winkt! Die Sorben und die Minderheitenfrage nach 1918“ eröffnet worden. Sie zeigt Dokumente, Bilder und Schautafeln zu den sorbischen Nationalbestrebungen zwischen den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts.

Bei der Eröffnung im Foyer verwies Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke darauf, dass der Schutz der Sorben/Wenden und die Pflege ihrer Identität in Brandenburg Verfassungsrang genießen. Der Landtag habe zudem mit dem Rat für die Angelegenheiten der Sorben/Wenden ein eigenes Gremium, das sich den Belangen der Volksgruppe widmet. „Auf dieser Grundlage können Minderheit und Mehrheit voneinander und miteinander lernen: Toleranz, gegenseitigen Respekt, auch den Umgang mit Unterschieden und verschiedenen Traditionen. Das ist auch deshalb wichtig, weil in der globalisierten Welt jede und jeder irgendwo und irgendwie zu einer Minderheit gehört“, sagte die Parlamentspräsidentin.

Das in Bautzen ansässige Sorbische Institut/Serbski institut hat die Wanderausstellung konzipiert und umgesetzt. Sie wirft Fragen nach kollektiver Selbstbestimmung, Toleranz und einem Interessenausgleich zwischen Minderheit und Mehrheit auf. Rufe nach Autonomie und nationaler Unabhängigkeit wurden in der Geschichte der Sorben/Wenden immer wieder laut. Die Ausstellung des Sorbischen Instituts richtet den Blick auf die Hochphase dieser Bestrebungen nach 1918.

Der Direktor des Instituts und Leiter der Abteilung Sprachwissenschaft, Prof. Dr. Hauke Bartels, stellte die Arbeit der Forschungseinrichtung und ihre Vorhaben im Jahr 2023 vor. Er berichtete, dass die Wanderausstellung im Jahr 2020 bereits in verschiedenen Städten in der Tschechischen Republik gezeigt worden sei und für 2024 bereits zahlreiche Anfragen aus Polen vorlägen. In seinem Grußwort betonte er, dass die Gestaltung des Verhältnisses zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Angehörigen nationaler Minderheiten eine anhaltende politische, gesellschaftliche, aber auch wissenschaftliche Herausforderung sei. „Die Ausstellung verdeutlicht, dass die Geschichte der Sorben nicht allein für sich, sondern immer zugleich auch in ihren regionalen, nationalen und europäischen Bezügen betrachtet werden muss. Einmal mehr unterstreicht sie damit auch den Charakter der Lausitz als mitteleuropäischer Brücken- und Verflechtungslandschaft.“

Eine inhaltliche Einführung in das Thema gab Dr. Friedrich Pollack, Leiter der Abteilung Kulturwissenschaften des Sorbischen Instituts/Serbski institut. Die Ausstellung habe nicht nur den Anspruch, anschaulich über die Geschichte der sorbischen Bewegung für Autonomie und Minderheitenrechte im frühen 20. Jahrhundert zu informieren, sondern zeige auch deren Nachwirkungen bis in unsere Gegenwart, sagte er.

An der Vernissage nahm auch Kulturstaatssekretär Tobias Dünow teil, dessen Ministerium zu den Förderern der Ausstellung zählt, sowie Kathrin Schwella, Vorsitzende des Rates für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina, Gösta Nissen, Leiter des Minderheitensekretariats Deutschlands, und Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur. Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung vom Saxophon-Trio Les Connaisseurs aus Berlin, das eigens sorbische Volksweisen einstudiert hatte.

Die zweisprachige Ausstellung (deutsch-obersorbisch) ist ohne vorherige Anmeldung bis zum 9. März 2023 im Foyer des Landtages Brandenburg zu besichtigen, jeweils werktags von 8:00 bis 18:00 Uhr.

Weitere Informationen und Impressionen zur Ausstellung „Die Freiheit winkt!“ Die Sorben und die Minderheitenfrage nach 1918 / „Lichota Kiwa!“ Serby a mjeńšynowe pšašanje pó 1918

Begrüßung der Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke zur Ausstellungseröffnung im Landtag
Begrüßung der Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke zur Ausstellungseröffnung im Landtag
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