Landtagspräsidentin nimmt Sozialstudie zur Lebenslage von SED-Verfolgten entgegen

Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke (r.) nahm die umfangreiche Untersuchung von der Beauftragten des Landes für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) Dr. Maria Nooke (l.) entgegen.
Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke (r.) nahm die umfangreiche Untersuchung von der Beauftragten des Landes für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) Dr. Maria Nooke (l.) entgegen.
© Landtag Brandenburg
Potsdam, 24. November 2020. Die erste Sozialstudie zur Lebenslage von Menschen in Brandenburg, die in der DDR politische Verfolgung oder anderes Unrecht erlitten haben, sowie ihren Angehörigen ist heute im Landtag vorgestellt worden. Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke nahm die umfangreiche Untersuchung entgegen, die im Auftrag der Beauftragten des Landes für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD), Dr. Maria Nooke, vom Berliner Institut für Sozialforschung erstellt wurde. Die Sozialstudie und ihre Finanzierung durch das Land waren 2016 vom Brandenburger Parlament beschlossen worden.

Laut der Untersuchung müssen oder mussten bundesweit mehr als eine Million Menschen mit der Erfahrung politischer Verfolgung und Systemunrecht in Ostdeutschland vor 1990 leben, wenn mittelbar betroffene Familienmitglieder einbezogen werden. „Diese Zahl macht die Dimensionen deutlich“, sagte Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke. „Die Betroffenen haben ein Recht darauf, gehört und ernst genommen zu werden. Sie haben Anspruch darauf, dass die Gesellschaft ihr Leid anerkennt und nicht vergisst oder verdrängt. Eine zentrale Aufgabe ist zudem die Rehabilitation. Und schließlich gilt es sicherzustellen, aus dem Schicksal der Betroffenen die richtigen Schlüsse zu ziehen und dafür zu sorgen, dass es anderen nicht widerfahren kann. Jedem Versuch, die SED-Diktatur und unsere Demokratie heute auf eine Stufe zustellen, müssen wir klar widersprechen.“

Dr. Maria Nooke sagte bei der Vorstellung der Sozialstudie, die Ergebnisse zeigten, wie stark politische Unrechtserfahrungen vor 1990 bis heute nachwirkten. So gaben 57 Prozent der Befragten einen schlechten Gesundheitszustand an. „Deutlich sind auch die schwerwiegenden materiellen Folgen. Das Unrecht wirkte sich häufig auf die berufliche Laufbahn aus. Verweigerte Bildungschancen oder unterbrochene Erwerbsverläufe führen bis heute zu vermindertem Einkommen.“, sagte Dr. Nooke. „Wir werden betroffene Menschen auch weiterhin aktiv unterstützen und beraten und mit Opferverbänden und Aufarbeitungsinitiativen zusammenarbeiten.“

Die Studie ist abrufbar über:
https://aufarbeitung.brandenburg.de/politisches-unrecht-wirkt-bis-heute-nach/