Geschichte des ehemaligen Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg

Das Gebäude des Landtages auf dem Brauhausberg aus der Vogelperspektive
Das Gebäude des Landtages auf dem Brauhausberg aus der Vogelperspektive
© Landtag Brandenburg
Das Gebäude in exponierter Lage auf dem Brauhausberg hat im Verlauf seiner über 100-jährigen Geschichte mehrmals sowohl seine äußere Gestalt als auch seine Funktion gewechselt.

Kriegsschule von 1902 bis 1914

Am 1. April 1899 begann der Bau einer neuen Kriegsschule auf dem Brauhausberg. Die in dieser Funktion bisher genutzten Gebäude in der Waisenstraße (heute Dortustraße) hatten sich als ungeeignet erwiesen. In Erinnerung an die Ereignisse des Jahres 1813 - damals hatten Bürger und Landsturmleute auf dem Berg in der Teltower Vorstadt Schanzanlagen zur Verteidigung Potsdams gegen den drohenden Angriff der napoleonischen Truppen errichtet - wählte Kaiser Wilhelm II. diesen Standort für einen Neubau aus. Er legte die architektonische Ausführung im Stil der englischen Landhäuser mit Fachwerk und weißgeputzten Feldern fest und ließ Renaissance-Motive verwenden. So wählte er als Vorlage für den Haupteingang die Porta Stupa in Verona. Ein monumentaler Turm mit einer Höhe von 64 m bestimmte das Gebäude. Baumeister war der aus Köln stammende Franz Schwechten (1841 - 1924), der bereits Jahre zuvor die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche errichtete.

Am 2. August 1902 wurde das Haus seiner Bestimmung übergeben und diente fortan der Ausbildung von Offiziersaspiranten der gesamten Armee.
Im Ersten Weltkrieg wurde die Kriegsschule als Bataillonssammelstelle genutzt.

Reichs- und Heeresarchiv von 1919 bis 1945

Die Vorgaben des Versailler Vertrages von 1919 erlaubten dem Deutschen Reich keine Kriegsschulen. Das Gebäude wurde umfunktioniert als Reichsarchiv, das nunmehr die zivilen und militärischen Akten des Reiches verwaltete. Bald erreichte der Umfang der Akten so große Ausmaße, dass die Räumlichkeiten nicht ausreichten und Möglichkeiten nach einer Vergrößerung des Gebäudes gesucht werden mussten. Im Jahre 1935 konnte ein Anbau bezogen werden, der als Magazin diente. Im Zuge dieser Erweiterungsarbeiten wurde der Turm, den man aufgrund der Ausdehnung des Gebäudes als zu gewaltig und maßstabslos ansah, auf 50 m abgestockt.

In den dreißiger Jahren wurden die Bestimmungen des Versailler Vertrages nicht mehr beachtet und das militärische Aktengut vom Reichsarchiv getrennt. Ab 1936 wurde das Heeresarchiv selbstständig geführt.

Der Bombenangriff der Royal Air Force am 14. April 1945 verwandelte große Teile des bebauten Brauhausberges in ein Trümmerfeld; das Magazingebäude wurde vollständig, der Turm und ein Flügel des Hauptgebäudes beschädigt. Die Auslagerung wertvoller Aktenbestände hatte bereits im August 1943 begonnen, dennoch wurde mehr als die Hälfte des inzwischen auf 11 000 laufende Meter angewachsenen Bestandes des Heeresarchivs, darunter das Kartenmaterial des preußischen Generalstabes, ein Opfer der Flammen.

Parteihaus der SED von 1945 bis 1990

Erst 1947 fand die schwer beschädigte Anlage des Reichsarchivs wieder öffentliches Interesse. Über eine zukünftige Nutzung konnte zunächst keine Verständigung zwischen dem Rat der Stadt und dem Militärkommandanten Oberst Werin hergestellt werden. Im Juni 1948 übergab die sowjetische Besatzungsmacht das Gebäude der Regierung des Landes Brandenburg zur Unterbringung des Finanzministeriums. Die Abteilung Finanzen und Steuerwesen nutzte das Domizil nur kurzzeitig, da der Landesverband der SED das Objekt "Brauhausberg" für ihre Verwaltung als geeignet ansah. Mit Wirkung vom 1. August 1949 ging das Grundstück Am Havelblick 8 in Parteivermögen über. Um den Raumbedarf decken zu können, beschloss die SED-Landesleitung bereits ab August 1950 den Ausbau des Ostflügels, der vorher als Magazin diente.
An die Stelle der SED-Landesleitung Brandenburg traten am 1. August 1952 die drei SED-Bezirksleitungen für die neu gebildeten Bezirke Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus, so dass das Gebäude - im Volksmund seither als Kreml bezeichnet - nunmehr die Bezirksleitung und später auch die Kreisleitung Potsdam beherbergte.

Landtag Brandenburg ab 1991

Am 16. Januar 1991 beschlossen die Brandenburger Parlamentarier mit Mehrheit, die Liegenschaft auf dem Brauhausberg als Parlamentsgebäude zu nutzen, nachdem klar wurde, dass die Räumlichkeiten in der Heinrich-Mann-Allee 107 (heute Sitz der Landeregierung) bauliche Sicherheit nicht gewährleisten konnte. Obwohl aufgrund fehlender Funktionalität für ein Parlament von Fachexperten eine dauerhafte Nutzung nicht empfohlen wurde, zogen die Abgeordneten nach den notwendigsten Bauarbeiten hier ein. Die erste Plenarsitzung auf dem Brauhausberg fand am 25. September 1991 statt.