Ausstellung „Unvollendete Leben“ im Foyer des Landtages mit einem Fototermin eröffnet

Im Foyer des Landtages Brandenburg ist heute die Ausstellung „Unvollendete Leben“ eröffnet worden. Porträtiert werden 18 Künstlerinnen und Künstler, die während des Zweiten Weltkrieges wegen ihrer jüdischen Abstammung inhaftiert, misshandelt und ermordet wurden. Die Wanderausstellung der Bente-Kahan-Stiftung Breslau (Wrocław) wird bis Ende März im Parlament zu sehen sein. Sie bezeugt das Werk der Künstlerinnen und Künstler in Musik, Theater, Literatur und Kunst sowie ihren Lebens- und Leidensweg. Ihr Schaffen ist das Testament, das sie der Nachwelt hinterlassen haben.

Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke sagte zur Eröffnung:

„Die Ermordung von Millionen Menschen durch die Nationalsozialisten – aus Rassenwahn, ideologischer Verblendung und im Zuge des Überfalls auf andere Nationen – war ein Verbrechen ohnegleichen, unfassbar mit bloßem Verstand. Umso wichtiger ist es, einige der vielen Opfer vorzustellen, sie sich vorzustellen: Was wäre aus ihnen noch geworden, was hätten sie vollbracht, wie hätten sie gelebt? Die Ausstellung der Bente-Kahan-Stiftung wagt diesen Versuch. Sie bringt uns Menschen nahe, die künstlerisch tätig waren, deren Leben und Werk aber so jäh wie gewaltsam beendet wurden. Die Erinnerung an die Opfer ist zugleich eine Mahnung, nie wieder Hass und Hetze Raum zu geben. Aus bösen Ideen und Worten werden verbrecherische Taten – das soll uns auch heute wie in Zukunft eine Warnung sein.“

Brandenburgs Europaministerin Katrin Lange, die ebenfalls an der Eröffnung teilnahm, hob hervor: „Ich freue mich sehr, dass es der Europaabteilung meines Haues gelungen ist, diese Ausstellung im zeitlichen Umfeld des jährlich am 27. Januar begangenen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust nach Brandenburg und insbesondere hierher in den Landtag zu holen. Der Gedenktag soll dazu beitragen, dass wir dieses ungeheuerliche Verbrechen des Holocaust nie vergessen. Die Ausstellung der Bente-Kahan-Stiftung leistet dazu einen wichtigen Beitrag, weil sie den zahllosen Opfern ein Gesicht gibt und ihre Lebens- und Leidenswege zeigt. Ich hoffe, dass trotz der coronabedingten Beschränkungen viele Brandenburgerinnen und Brandenburger diese Ausstellung besichtigen können.“

Brandenburgs Europaministerium hat mit 5.000 Euro unterstützt, dass die im Februar 2019 neu erstellte multimediale Ausstellung der Bente-Kahan-Stiftung in Breslau an die Bedingungen im Landtag angepasst und nach Potsdam gebracht werden konnte.

Die Gründerin der Stiftung, die in Norwegen geborene Künstlerin Bente Kahan, sagte über die Porträtierten und ihre Arbeit: „Inmitten des Grauens wurden Kunstwerke geschaffen. Dieses Erbe gehört nun uns, und es liegt an uns, was wir damit machen.“

An der Eröffnung nahmen für die Stiftung neben Bente Kahan auch die Koordinatorin und Ko-Autorin der Ausstellung, Katarzyna Taczyńska, sowie der Projektkoordinator Piotr Zadworny teil. Zu sehen ist die Ausstellung im Landtagsfoyer bis zum 31. März 2022. Für den Besuch gelten die 3G-Regelung und ein FFP2-Maskengebot. Gruppen können die Ausstellung und das Landesparlament derzeit leider nicht besichtigen. Nähere Informationen zur Ausstellung gibt es unter: https://unfinishedlives.eu/de/

Neben der mobilen Wanderausstellung umfasst das Projekt „Unvollendete Leben“ auch eine interaktive Dauerausstellung in Breslau sowie eine Konzertreihe, die von Bente Kahan in Zusammenarbeit mit dem israelischen Dirigenten Ronen Nissan und dem Leopoldinum-Orchester des Nationalen Forums für Musik in Breslau zusammengestellt wurde. Zum Programm gehören Stücke von jüdischen Musikerinnen und Musikern wie Ilse Weber, Viktor Ullmann und Tadeusz Różewicz sowie überlieferte Kabarettstücke aus dem Ghetto Theresienstadt. Weitere Informationen zum gesamten Projekt sind hier zu finden: https://fbk.org.pl/de/strona-glowna-deutsch/