Ausstellung zu Freiheitsbestrebungen der Sorben und zur Minderheitenfrage nach 1918 eröffnet

Im Eingangsbereich des Brandenburger Landtages ist heute die neue Ausstellung mit dem Titel „Die Freiheit winkt! Die Sorben und die Minderheitenfrage nach 1918“ eröffnet worden. Sie zeigt Dokumente, Bilder und Schautafeln zu den sorbischen Nationalbestrebungen zwischen den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Die aufgeworfenen Fragen nach kollektiver Selbstbestimmung, Toleranz und einem Interessenausgleich zwischen Minderheit und Mehrheit sind bis heute aktuell.

Die in Brandenburg und Sachsen lebenden Sorben/Wenden haben als eine nationale Minderheit verfassungsrechtlich geschützte Rechte. Ihr Siedlungsgebiet ist die Lausitz. Rufe nach Autonomie und nationaler Unabhängigkeit kamen in der Geschichte wiederholt auf. Die Wanderausstellung des Sorbischen Instituts richtet den Blick auf die Hochphase dieser Bestrebungen nach 1918.

Bei der Eröffnung sagte Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke: „In der Landesverfassung Brandenburg genießen der Schutz der Sorben/Wenden und die Pflege ihrer Identität Verfassungsrang. Der Landtag hat mit dem Rat für die Angelegenheiten der Sorben/Wenden ein eigenes Gremium, das sich den besonderen Belangen der Volksgruppe widmet. Auf dieser Grundlage können Minderheit und Mehrheit voneinander und miteinander lernen: Toleranz, gegenseitigen Respekt, auch den Umgang mit Unterschieden und verschiedenen Traditionen. Das ist auch deshalb wichtig, weil in der globalisierten Welt jede und jeder irgendwo und irgendwie zu einer Minderheit gehört.“

Prof. Dr. Hauke Bartels, Direktor und Leiter der Abteilung Sprachwissenschaft des Sorbischen Instituts/Serbski institut, sagte in einem Grußwort: „Die Gestaltung des Verhältnisses zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Angehörigen nationaler Minderheiten ist eine anhaltende politische, gesellschaftliche, aber auch wissenschaftliche Herausforderung. Die Ausstellung verdeutlicht, dass die Geschichte der Sorben nicht allein für sich, sondern immer zugleich auch in ihren regionalen, nationalen und europäischen Bezügen betrachtet werden muss. Einmal mehr unterstreicht sie damit auch den Charakter der Lausitz als mitteleuropäischer Brücken- und Verflechtungslandschaft.“

Dr. Friedrich Pollack, Leiter der Abteilung Kulturwissenschaften des Sorbischen Instituts/Serbski institut, betonte zur Einführung: „‚Die Freiheit winkt!’, hieß es nach dem Ersten Weltkrieg hoffnungsvoll unter den Sorben/Wenden. Die Ausstellung informiert anschaulich über die Geschichte der sorbischen Bewegung für Autonomie und Minderheitenrechte im frühen 20. Jahrhundert und zeigt deren Nachwirkungen bis in unsere Gegenwart auf.“

An der Vernissage nahm auch Kulturstaatssekretär Tobias Dünow teil, dessen Ministerium zu den Förderern der Ausstellung zählt, sowie Kathrin Schwella, Vorsitzende des Rates für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina, und Gösta Nissen, Leiter des Minderheitensekretariats Deutschlands. Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung vom Saxophon-Trio Les Connaisseurs aus Berlin.

Die zweisprachige Ausstellung (deutsch-obersorbisch) ist ohne vorherige Anmeldung bis zum 9. März 2023 im Foyer des Landtages Brandenburg zu besichtigen, jeweils werktags von 8:00 bis 18:00 Uhr.