„Terror in der Provinz Brandenburg“ - Wanderausstellung erinnert im Landtag an Verfolgung der Gegner des Nationalsozialismus

Im Foyer des Brandenburger Landtages macht seit heute die Ausstellung „Terror in der Provinz Brandenburg - Frühe Konzentrationslager in den Jahren 1933/1934“ Station. Die Wander-ausstellung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten/ Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen thematisiert wichtige Ereignisse der Jahre 1933 und 1934 und zeigt deren Auswirkungen in Brandenburg. Zeitgenössische Dokumente und bewegende biografische Schilderungen rufen die unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eingerichteten ersten Konzentrationslager in das historische Bewusstsein des Landes zurück.

Eröffnet wurde die Ausstellung von Landtagsvizepräsident Dieter Dombrowski. In seiner Begrüßung erklärte er: „Es ist wichtig, dass wir hier im Landtag, dem Arbeitsort des Parlaments, mit dieser Ausstellung an Demokraten erinnern, die sich der faschistischen Verfolgungs- und Vernichtungslogik widersetzt haben. Die Erinnerung an die Opfer ist für uns eine Herzensangelegenheit und zugleich die konkrete Verpflichtung, als Demokraten zusammenzustehen und aktiv gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt vorzugehen. Wir dürfen und wir werden niemals aufhören, Freiheit, Demokratie und Mitmenschlichkeit zu verteidigen.“

Prof. Dr. Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erklärte zur Intention der Ausstellung: „Die Erinnerung auch an den Terror in der Frühphase der nationalsozialistischen Herrschaft und seine Opfer wach zu halten, das ist nicht nur eine humanitäre Verpflichtung. Gerade die großen unvergleichlichen und monströsen Völkermordverbrechen und Massenmorde der Nationalsozialisten können nicht verstanden werden, wenn der Prozess der zunehmenden Radikalisierung der Gewalt, die in der Phase der Machtergreifung wesentliche Strukturen, Organisationen und Methoden ausbildete, unberücksichtigt bleibt.“

Zum Auftakt der Ausstellungseröffnung las der Schauspieler Tilmar Kuhn aus den Erinnerungen der damaligen Inhaftierten und weiterer Zeitzeugen. Anschließend stellte Prof. Dr. Morsch die der Ausstellung zu Grunde liegenden Forschungsergebnisse vor.

Demzufolge setzte nachdem in Berlin die Ernennung des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler am 30. Januar 1933 von den Nationalsozialisten mit großen Kundgebungen propagandistisch gefeiert wurde, bereits in den folgenden Tagen und Wochen überall im Deutschen Reich die Verfolgung der politischen Gegner der neuen Regierung ein. Örtliche SA-Standarten, SS und Polizei verschleppten überwiegend Kommunisten und Sozialdemokraten, darunter auch viele Abgeordnete von Stadt- und Landesparlamenten in provisorische Haftstätten.

Bis zum Sommer 1933 entstanden allein in der damaligen Provinz Brandenburg neun Konzentrationslager. Genutzt wurden leerstehende Fabrikgebäude, Garagen, alte Schulen oder Keller. Viele der Inhaftierten überlebten die Torturen nicht. Die frühen Lager entstanden vor den Augen der Öffentlichkeit. Lokalzeitungen berichteten breit über die Verhaftungen und Konzentrationslager. Die meisten dieser frühen Konzentrationslager der Provinz Brandenburg in Alt-Daber bei Wittstock, Börnicke bei Nauen, Brandenburg/Havel, Havelberg, Meissnershof bei Velten/Hennigsdorf, Oranienburg, Perleberg, Senftenberg und Sonnenburg waren zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten.

Die Ausstellung kann noch bis zum 8. März 2015 montags bis freitags von 8.00 bis 18.00 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. An gesetzlichen Feiertagen bleibt die Ausstellung geschlossen.