Gedenken an die Inhaftierten des Gefängnisses Leistikowstraße
Potsdam, 15. August 2025. Am Freitag fand in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße in Potsdam eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des sowjetischen Geheimdienstgefängnisses statt. Landtagsvizepräsident Rainer Genilke hielt die zentrale Gedenkrede.
In seiner Ansprache erinnerte er an die Geschichte des Ortes, der vor genau 80 Jahren als Gefängnis der sowjetischen Militärspionageabwehr in Betrieb genommen wurde. Dort seien Menschen unterschiedlicher Herkunft festgehalten, ohne Anwalt verhört, misshandelt und von Militärtribunalen verurteilt worden. Mehr als 120 Häftlinge seien hingerichtet und anonym verscharrt worden. Die Gedenkstätte Leistikowstraße sei einzigartig, da sie als authentischer Haftort der Sowjetunion auf deutschem Boden Geschichte unmittelbar erfahrbar mache. Sie vermittle Schicksale einzelner Häftlinge, dokumentiere Strukturen von Diktatur und Unterdrückung und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung.
Genilke würdigte zugleich das Engagement, das den Erhalt des Gebäudes und die Errichtung der Gedenkstätte möglich gemacht habe. Er erinnerte an die Friedliche Revolution von 1989, die erst das Erinnern an beide Diktaturen ermöglicht habe.
Abschließend unterstrich der Vizepräsident:
„Moderne Gedenkstätten wie diese sind mehr als pädagogische Lernorte. Ohne Forschung gäbe es keine Führungen, keine Ausstellungen, keine Aufklärung. Die Arbeit hier ist aufwendig, oft unter schwierigen Bedingungen. Der Zugang zu sowjetischen Archiven wird wieder restriktiver. Umso wichtiger ist die kontinuierliche Unterstützung. Politisch, gesellschaftlich, aber – mehr als bisher auch – finanziell. Diese Gedenkstätte steht für einen Teil des stalinistischen Terrors in der SBZ und DDR. Sie steht für die Opfer, denen wir heute unseren Respekt erweisen. Sie steht aber auch für eine Aufgabe: Geschichte im Gedächtnis halten, um Demokratie zu schützen.“