Präsidentin erinnert in Lenzen an Schließung der DDR-Grenze 1952

Lenzen, 27. Mai 2022. Bei einer zentralen Gedenkveranstaltung für das Land Brandenburg und beim Elbe-Kirchentag in Lenzen hat Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke an die Schließung der DDR-Grenzen vor 70 Jahren erinnert. Die Grenzsicherung mit Selbstschussanlagen, Minen, Hunden, Gittern, Mauern, Wachtürmen und Suchscheinwerfern sei unmenschlich gewesen, sagte sie. „Sie richtete sich anders als behauptet gegen die eigene Bevölkerung.“ Damit habe sich die SED-Führung moralisch in tiefes Unrecht gesetzt. „Die Freizügigkeit der Bürgerinnen und Bürger ist eine europäische Errungenschaft, die wir nicht hoch genug schätzen können und niemals aufgeben dürfen – dafür steht dieser Jahrestag“, so die Landtagspräsidentin. Gemeinsam mit Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke und der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Dr. Maria Nooke, hatte sie erstmals zu einer zentralen Gedenkveranstaltung eingeladen; Anlass war der Beschluss des DDR-Ministerrats vom 26. Mai 1952, die innerdeutschen Grenzen zur Bundesrepublik zu schließen.

Beim anschließenden Elbe-Kirchentag in Lenzen rief die Landtagspräsidentin dazu auf, die Vielfalt an Meinungen, Auffassungen, Lebenswegen und persönlichen Geschichten zu achten. „Das gilt nicht allein mit Blick auf die deutsche Teilung und Einheit: Wir müssen uns stärker bemühen zuzuhören, andere Ansichten auszuhalten, Unterschiede anzusprechen, Probleme auszusprechen und dabei die Brandenburgische Toleranz zu üben. Denn wir brauchen viele Lösungen – zu Fragen von Krieg und Frieden, in einer Pandemie und über allem ein existenzieller Klimanotstand.“, sagte Prof. Dr. Ulrike Liedtke und fügte hinzu: „Wir sind nicht gezwungen, Fehler zu wiederholen; der Mensch ist lernfähig, auch wenn manchmal Zweifel daran aufkommen mögen.“

Sie würdigte zudem, dass das „Grüne Band“ an der innerdeutschen Grenze auf dem 30 Kilometer langen Abschnitt in Brandenburg zu einem Nationalen Naturmonument wird. Dadurch entstehe vielfältiger Nutzen für Pflanzen und Tiere, die sich auf dem Grenzstreifen angesiedelt haben. „Eine intakte Natur mit Artenvielfalt hilft auch dem Menschen.“ Zuvor hatte Umweltminister Axel Vogel zum 70. Jahrestag der Grenzschließung erklärt, das erste Nationale Naturmonument in Brandenburg verbinde Erinnerungskultur mit Naturschutz. Biologische Vielfalt kenne keine Grenzen.

Gemeinsame Pressemitteilung: „Ein menschliches Drama“ – Woidke, Liedtke und Nooke erinnern in Lenzen an Vertreibungen bei der Schließung der innerdeutschen Grenze vor 70 Jahren