Kunst im Landtag: „Text + Tanz“

Aus dem Tanzstück „Pandora“
Viel zu sehen und zu hören gab es am 15. November 2016 für alle Interessierten im Landtag Brandenburg: Im Wechsel zwischen „Text + Tanz“ lasen Brandenburger Autorinnen und Autoren aus ihren aktuellen Werken und die fabrik Potsdam präsentierte Szenen des mehrfach ausgezeichneten Tanz-Theater-Stücks „Pandora“. Mit der öffentlichen Veranstaltung wandte sich der Landtag als Ort des politischen Diskurses losgelöst vom Tagesgeschäft übergreifenden gesellschaftlichen Themen zu. Kooperationspartner waren der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) Brandenburg und die fabrik Potsdam.

Der Erzählungsband „Grenzfälle“, der gegenwärtig entsteht, enthält Beiträge aus Brandenburg und Schleswig-Holstein. Drei Kostproben der Anthologie gaben einen Vorgeschmack: Thomas Bruhn aus Cottbus erzählte in dem Text „Abgrundtiefe Aufzeichnungen“, wie ein Paar von dem Domizil an der einstigen Mauer an die grüne Grenze Norwegens übersiedelt: „Hier ist es einsam. Nur der Briefträger verirrt sich hierher.“ Rita König (Rathenow/Havel) schilderte in „Alter Tag begrenzt“ das Nahen der Lebensgrenze in einem Seniorenkietz: „Einige der Leute, die hier wohnen, haben den Krieg und sogar die Rekonstruktion unbeschadet überstanden.“ Matthias Körner, in einem Lausitzer Dorf zuhause, beschriebt „Grenzgänge“ in Großmutters alte Heimat: „Die erste Fahrt nach Polen unternahm ich mit meinen Eltern in einem roten Saporoshez aus dem Bruderland Sowjetunion.“

Das Tanzstück „Pandora“, eine Produktion der fabrik Potsdam, bewegt sich zwischen traumhafter Ruhe und explosiver Körperlichkeit in den Grenzbereichen von Tanz und Theater. Mit starken Stimmungen, intensiven Bildern und ernsthafter Verspieltheit gleitet das Stück von der Komödie zur Tragödie und zurück und findet, fast nebenbei, noch den Weg für einen Abstecher ins Weltall. Eine Kiste mit ca. 1,5 qm ist die Bühne. Sie bildet das Spielfeld, ist zugleich Heimat, Gefängnis und Zufl ucht der Protagonisten und spiegelt den Raum ihrer Erinnerung. Ein Ort, an dem das Leben der Darsteller zu beginnen und zu enden scheint, dem sie auf Gedeih und Verderb verhaftet sind.

Novum: Lesungen und modernes Tanz-Theater im Landtag - Einladung zu „Text + Tanz“

Kurzbiographie Thomas Bruhn

Thomas Bruhn
Thomas Bruhn
© Privat

  • 1952 in Berlin geboren
  • 1972 Abitur an der Sportschule
    Studium Humboldt-Universität
  • 1979 erste Veröffentlichung im Forum
  • seit 1986 Leseabende zu verschiedenen Autoren
  • seit 2001 mehr oder minder regelmäßig Feuilletons und Reportagen fürs Neue Deutschland
  • 2006 Das großartige Wiederhabenwollen, Roman
  • 2010 Beitrag in der Anthologie des VS Brandenburg wir wahren worte
  • 2014 Beitrag in der Anthologie des VS Brandenburg Kinder, die wir waren
  • zur Zeit Arbeit an einem neuen Roman und verschiedenen Kurzgeschichten

Kurzbiographie Rita König

Rita König
Rita König
© Privat

  • geb. 1962 in Brandenburg (Stadt)
  • wohnhaft in Rathenow
  • zahlreiche Stipendien/Aufenthalte in Deutschland und Europa (vom MWFK Wiepersdorf 2006 und "InterStip" 2013), zuletzt: Landesstipendium Sachsen-Anhalt 2016
  • zum dritten Mal in Folge in der Anthologie des Schriftstellerverbandes Berlin-Brandenburg vertreten
  • der Debutroman "Rot ist schön" erschien im Herbst 2015 bei Der Kleine Buch Verlag in Karlsruhe

Kurzbiographie Matthias Körner

Matthias Körner
Matthias Körner
© Thomas Kläber
Geboren 1954 in Kamenz und aufgewachsen in der Lausitz.

Studium der Landwirtschaft an der Humboldt-Universität Berlin mit dem Abschluss Diplomagraringenieur. Später schloss sich ein Studium am Literaturinstitut Leipzig an.

Der erste Roman „Die Totenkeule“ erschien 1988.

Daneben entstanden weitere Arbeiten für das Fernsehen, Hörspiele und Features. Der Film von Matthias Körner „Und führe uns nicht in Versuchung“ in der Fernsehreihe zum Vaterunser wurde für ein katholisches Filmfestival in Polen nominiert.

In zahlreichen Features setzt sich Körner mit unterschiedlichsten Themen auseinander. Das reicht vom Gründer der Genossenschaften Schulze-Delitzsch bis zu einem Feature über Günter Gaus, den Politiker und Journalisten. Vom Kupferabbau und der „schleichenden Flut“ des Grundwassers bis zur Gartendenkmalpflege.

Wichtige Themen für Körner sind das Landleben und die Lausitz sowie das Zusammenleben zwischen Deutschen und Sorben/Wenden.

In seinem am Staatstheater Cottbus uraufgeführten Stück „Kein letzer Tag“, werden die Figuren vom Heimatverlust bedroht.

Körner beschäftigt sich auch beruflich immer wieder mit der Gartenkunst, so auch mit dem Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. In „Dort senke Dich auf ein Paradies“, einem opulenten Text-Bildband des Kiepenheuer-Verlages, beschreibt er sehr unterhaltsam die Gartenanlagen Pücklers in Muskau, Branitz und Babelsberg.

Texte von ihm sind in verschiedenen Anthologien erschienen. Zuletzt in „Lausitz/Luzica“ vom österreichischen Wieser Verlag.

Er erhielt verschiedene Preise und Stipendien. Zuletzt den Brandenburgischen Kunst-Förderpreis 2015.

Matthias Körner ist Mitglied des P.E.N. Zentrum Deutschland und im Verband deutscher Schriftsteller.