Gemeinsame Pressemitteilung "Aktionstag: NEIN zu Gewalt an Frauen!"

Deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Landtagspräsidentin Britta Stark, Frauenministerin Diana Golze und Ulrike Häfner, Erste Sprecherin des Frauenpolitischen Rates Land Brandenburg e.V., beteiligten sich am heutigen Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen an der Fahnenaktion der Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“. Gemeinsam mit den frauen- und gleichstellungspolitischen Sprecherinnen der Fraktion hissten sie die Fahne mit der Aufschrift „NEIN zu Gewalt an Frauen – frei leben ohne Gewalt“ vor dem Landtag Brandenburg. In ganz Brandenburg beteiligen sich viele Kommunen und Fraueninitiativen an der Fahnenaktion, rund um den Aktionstag finden zahlreiche Veranstaltungen statt.

Parlamentspräsidentin Britta Stark betonte: „Gewalt ist niemals Privatsache. Als Zeuge von Gewaltandrohung oder -anwendung steht jeder in der Pflicht, nicht wegzusehen, sondern hinzusehen und zu handeln. Indem wir achtsam sind und Hilfe leisten oder holen, kann jeder helfen. Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, sollen wissen, dass wir - nicht nur heute - an ihrer Seite stehen.“

Frauenministerin Diana Golze sagte: „Gewalt gegen Frauen hat viele Formen, zum Beispiel Gewalt im häuslichen Bereich, sexuelle Belästigungen, Zwangsprostitution oder Frauenhandel. Und sie findet alltäglich statt, auch in Brandenburg. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Die ganze Gesellschaft ist aufgefordert, hinzuschauen. Gewalt darf nicht toleriert werden. Niemand hat das Recht, Frauen und Kinder zu bedrohen, zu schlagen oder sexuell zu belästigen. Mit der öffentlichen Fahnenaktion wollen wir allen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, Mut machen, sich zu wehren, sich aus ihrem gewalttätigen Umfeld zu lösen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir wissen, das ist oft ein äußerst schwerer Schritt.“

Ulrike Häfner, Erste Sprecherin des Frauenpolitischen Rates Land Brandenburg, sagte: „Für Frauen im Land Brandenburg ist die Gefahr, in den eigenen vier Wänden Gewalt zu erfahren dreimal höher als für Männer. Die Kriminalstatistik weist sogar einen steigenden Trend aus. Doch nicht nur unsere unmittelbaren Nachbarinnen laufen Gefahr, an Leib und Seele, in ihrer Würde und sexuellen Selbstbestimmung verletzt zu werden. Es handelt es sich um ein weltweites Unrecht. Derzeit erschüttern uns Berichte von Frauen auf der Flucht, denen auf dem Weg zu uns häufig Gewalt wiederfahren ist und die nun erleben müssen, dass sie sich auch in den Gemeinschaftsunterkünften nicht sicher vor Gewalt fühlen können. Mädchen und Frauen können erst 'Frei leben ohne Gewalt', wenn die Empörung alle gesellschaftlichen Ebenen erreicht, hier und international.“

In Brandenburg wurden im Jahr 2014 laut polizeilicher Kriminalstatistik 2.909 Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer ist groß. Fast zwei Drittel von ihnen wurden aus der Partnerschaft heraus oder durch einen ehemaligen Partner Opfer von Gewalt. 21 Frauenhäuser bzw. Zufluchtswohnungen bieten bei akuter Bedrohung Schutz. 554 Frauen und 684 Kinder fanden im vergangenen Jahr dort Schutz, Beratung und professionelle Begleitung auf dem Weg aus der Gewaltbeziehung. Zusätzlich ließen sich dort rund 2.600 Frauen beraten. In jedem Kreis und kreisfreien Stadt befindet sich mindestens ein Frauenhaus oder eine Zufluchtswohnung mit einer angeschlossenen Beratungsstelle.

Die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder ist ein Handlungsschwerpunkt der Frauen- und Gleichstellungspolitik des Landes Brandenburg. Seit 2001 gibt es den Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder. Im Kampf gegen häusliche Gewalt arbeiten Ministerien, Polizei, Kommunen, Frauenhilfeeinrichtungen und andere Nichtregierungsorganisationen eng zusammen.

Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist täglich rund um die Uhr erreichbar. Unter der Telefonnummer 08000 116 016 und via Online-Beratung können sich Betroffene, aber auch Angehörige, Freunde sowie Fachkräfte anonym und kostenfrei beraten lassen. Qualifizierte Beraterinnen stehen den Anrufenden vertraulich zur Seite und vermitteln sie auf Wunsch an Unterstützungsangebote vor Ort. Bei Bedarf werden Dolmetscherinnen in 15 Sprachen zum Gespräch hinzugeschaltet.

Der 25. November ist seit 1999 der internationale UN-Gedenktag, um gegen jegliche Unterdrückung und Gewalt an Frauen zu kämpfen. Er erinnert an die drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 wegen ihrer politischen Aktivitäten gegen die Diktatur in der Dominikanischen Republik nach monatelanger Verfolgung und Folter ermordet wurden.

Die Fahnenaktion von „Terre des Femmes“ wird bundesweit durchgeführt. Am 25. November 2001 ließ die Frauenrechtsorganisation zum ersten Mal die Fahnen wehen, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Begleitet wird der Aktionstag mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen.

Informationen zu den verschiedenen Veranstaltungen im Land Brandenburg gibt es auf der Internetseite www.frauenpolitischer-rat.de/project/nein-zu-gewalt-gegen-frauen.