Ausstellung im Landtag zeigt Lebensgeschichten jüdischer Kinder auf dem „Verlorenen Transport“
Potsdam, 14. Januar 2025.
Die erste Ausstellung des neuen Jahres im Landtag Brandenburg veranschaulicht die Biografien jüdischer Kinder und Jugendlicher, die den Holocaust überlebt haben. Sie stellt anhand von Fotos und Illustrationen das Leben jüdischer Familien in den von Deutschland besetzten Ländern vor. Besucherinnen und Besucher können in der heute eröffneten Ausstellung „Wer ein Leben rettet… Lebensgeschichten von Kindern des ‚Verlorenen Transports‘“ im Eingangsbereich des Parlaments die Biografien von acht jungen Menschen nachvollziehen, die kurz vor Kriegsende aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert und im April 1945 bei Tröbitz in der Lausitz befreit wurden. Mit Zitaten und Videoausschnitten kommen auch Angehörige der nachfolgenden Generationen zu Wort.
Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke sagte bei der Eröffnung: „Der ,Verlorene Transport‘ gehört zu den unvorstellbar grausamen, selten erzählten und deshalb wenig bekannten Ereignissen zur Zeit von Nationalsozialismus, Weltkrieg und Holocaust. In den letzten Kriegsmonaten lösten die Nazis angesichts der heranrückenden Alliierten nach und nach die Konzentrationslager auf. Sie ließen die Gefangenen aber nicht frei, sondern zwangen sie gewaltsam auf absurde Todesmärsche und -transporte. Die Biografien der Überlebenden, ihre Zeichnungen und Fotos, ihre Berichte und Zitate erschüttern, weil sie eben nicht nur eine Geschichtserzählung sind. Sie sind real. Wir müssen uns unserer Geschichte stellen, unserer eigenen Vergangenheit. Diese Sicht auf Geschichte, auf ihre Bedeutung für Gegenwart und Zukunft ist notwendig und aktuell, denn jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sehen sich ausgegrenzt, beschimpft, bedroht, attackiert. Im 21. Jahrhundert, hier bei uns, in Deutschland, in Brandenburg.“
Organisiert wurde die Ausstellung vom Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik LOUISE Dormsdorf e.V., finanziert vom Land Brandenburg und vom Bund. Als Vertreter der Aussteller gab Prof. Dr. Günter Morsch, früher Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, eine Einführung und sagte: „Die Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Wege Überlebender nach der Befreiung. Wie verlief ihr weiteres Leben, und vor allem: Welche Bedeutung und Rolle nehmen dabei ihre Kindheitserfahrungen mit Verfolgung, Rettung und Überleben ein. Mit Hilfe der ausgewählten Biografien wollen wir den Bogen aus der Vergangenheit auf die nachfolgenden Generationen nachvollziehen. Die Ausstellung soll so auch zum Nachdenken über die Rolle und Bedeutung des Individuums anregen, die Chancen und Möglichkeiten, Gutes und Notwendiges zu tun und sich gegen Hass, Unrecht und Gewalt zu wehren.“
Der Bariton Georg Streuber und der Pianist Markus Syperek trugen bei der Ausstellungseröffnung Lieder des Chorleiters, Dirigenten und Komponisten Hans Krieg (1899 – 1961) vor, der selbst mit seiner Tochter auf dem „Verlorenen Transport“ war. Die Texte stammten von Mascha Kaléko, Stefan Zweig und Hans Krieg.
Die Ausstellung ist im Foyer des Landtages zu sehen vom 15. Januar bis zum 27. Februar 2025. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig. Geöffnet ist der Landtag werktags von 8 bis 18 Uhr.