Brandenburg würdigt 60 Jahre Woche der Brüderlichkeit

Landtagspräsident Gunter Fritsch und Dr. Hans-Jürgen Schulze-Eggert, Evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, haben am heutigen Montagabend, dem 12. März 2012, im Rahmen einer Festveranstaltung das 60. Jubiläum der Woche der Brüderlichkeit in Deutschland gewürdigt.

Das diesjährige Jahresthema “In Verantwortung für den Anderen” spiegelt das Leitmotiv von mehr als sechs Jahrzehnten christlich-jüdischer Zusammenarbeit.

Vor rund 120 geladenen Gästen würdigte Landtagspräsident Gunter Fritsch, den Beitrag der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit als Träger der Woche der Brüderlichkeit zum christlich-jüdischem Dialog: “Seit dem Jahr 1952 waren es die vielen kleinen Begegnungen, die lokalgeschichtlichen Projekte, die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern, die ein neues Fundament des Vertrauens im Verhältnis von Christen und Juden gegossen haben. Sowohl im interreligiösen Dialog, als auch im politischen Diskurs können wir heute ein offenes Wort miteinander pflegen, ja voneinander erwarten.”

Der Evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Potsdam, Dr. Hans-Jürgen Schulze-Eggert, merkte in seinem Grußwort in Hinblick auf die Situation der jüdischen Gemeinden in Potsdam an: “In Potsdam vermerke ich mit Dankbarkeit, dass die Stadt und die Landesregierung in Verantwortung für die neu entstandenen jüdischen Gemeinden Unterstützung gewähren. Der Betrag dafür wurde 2010 mehr als verdoppelt. Das war ein notwendiger und hilfreicher Schritt. Über die regelmäßige Förderung der Gemeinden hinaus soll eine Synagoge in Potsdam gebaut werden. Noch haben sich die jüdischen Gemeinden nicht auf eine gemeinsame Synagoge geeinigt, aber es darf nicht sein, dass am Ende gar nicht gebaut wird. Die orthodox eingerichtete Synagoge wird für die nächsten 200 oder 300 Jahre gebaut und ich habe die Hoffnung, dass die drei orthodoxen Gemeinden in Verantwortung für den Anderen einen Weg finden, sie gemeinsam zum Mittelpunkt jüdischen Lebens in Potsdam zu machen.”

In ihrer Festansprache ging die Generalsuperintendentin für den Sprengel Potsdam der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Heilgard Asmus, auf das Jahresthema der Woche der Brüderlichkeit ein: "Den Worten `In Verantwortung für den Anderen`ist eine eigentümliche Demut eingeschrieben, die uns nicht als Wissende zeigt, sondern als Suchende. Kein Imperativ, keine geforderte Tätigkeit klingt aus ihnen, viel mehr fordern sie zur Besinnung auf grundlegende Bestimmungen. Warum bin ich verantwortlich, wie kann man das gestalten und was ist eigentlich ein Anderer? Der Andere kann auch eine unzulässige Zuschreibung sein, die schon abgrenzend wirkt. Beispiele finden wir in unserem Land zahlreich. In der Studie `Deutsche Zustände` wurde dazu geforscht."

Hintergrund:

Seit 1952 veranstalten überall in der Bundesrepublik die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jährlich im März die Woche der Brüderlichkeit, um die Verständigung von Christen verschiedener Bekenntnisse mit Juden unterschiedlicher Traditionen zu befördern. Derzeit existieren über 80 regionale und lokale Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in denen sich mehr als 20.000 Mitglieder, Freunde und Förderer engagieren.

In Brandenburg wird die Themenwoche seit dem Jahr 2000 jährlich mit einer Festveranstaltung begangen. Noch bis Sonntag wird bundesweit in zahlreichen Veranstaltungen für einen intensiven Dialog zwischen Juden und Christen geworben.

Die Brandenburger Veranstaltungen in der Woche der Brüderlichkeit wenden sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler:

Am Dienstag, dem 13. März zeigt das Filmmuseum Potsdam in zwei Vorführungen den Film „Am Ende kommen Touristen“, um 10:00 und um 16:00 Uhr bei freiem Eintritt. Der Spielfilm von Robert Thalheim erzählt die Geschichte des jungen Berliners Sven, der seinen Zivildienst an der Gedenkstätte in Oswiezim/Auschwitz ableistet und bloß nichts falsch machen will. Aber Sven macht alles falsch - bis er der jungen Polin Anja begegnet…Anmeldungen unter Telefon 0331 2718112.

Am Donnerstag, dem 15. März lädt die Potsdamer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit um 18:00 Uhr in den Treffpunkt Freizeit ein. Mit einer großzügigen Spende hat Ministerpräsident Platzeck eine Aufführung der Berliner Tanzwerkstatt „No Limit“ ermöglicht. Dort führt die Berliner Tanzwerkstatt das Requim für Kinder „Schmetterlinge fliegen“ auf. Es spielt im Konzentrationslager Theresienstadt und wendet sich gegen das Vergessen, gegen die Angst, den Hunger und den Tod. Gleichzeitig vermittelt die Aufführung auch die Hoffnung, dass so etwas nie wieder geschieht. Der Eintritt ist frei. Anmeldung unter Telefon 0331 50586011.