Freiwillig, selbstbestimmt, bewusst, couragiert: 20 Jahre „Schule ohne Rassismus“ im Landtag

Diese jungen Menschen sind eigentlich schon alte Hasen: Eine Prenzlauer Grundschule und zwei Gymnasien aus Treuenbrietzen und Oranienburg gehörten 2001 / 2002 zu den ersten Schulen ohne Rassismus in Brandenburg – und auch heute zu den Teilnehmern beim 20. Jubiläum des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ im Landtag. Von den heute 80 Schulen im Brandenburger Netzwerk waren 110 Kinder und Jugendliche aus 40 Schulen angereist, um sich über Strategien gegen Antisemitismus in Klassenräumen, Hassreden im Netz und Möglichkeiten, Gutes zu tun und darüber zu schreiben, auszutauschen.

Vizepräsident Dieter Dombrowski gratulierte dem Netzwerk zur Eröffnung des Treffens im Plenarsaal zum 20. Jubiläum: „Was dieses Schulnetzwerk so erfolgreich macht, ist die Selbstbestimmung der Schülerinnen und Schüler, die sich freiwillig und bewusst dafür entscheiden, bei Pöbeleien und Angriffen aufgrund von anderer Kleidung, Sprache oder Hautfarbe  aktiv zu werden. Sie verpflichten sich freiwillig, gegen jede Form von Diskriminierung einzutreten, bei Konflikten einzugreifen und gemeinsame Aktionen gegen Rassismus zu starten“, so Dombrowski. „Schulen ohne Rassismus verändern Schulalltag und Schulkultur hin zu einem Klima gegenseitiger Achtung, Anerkennung der Individualität des Anderen. Wenn diese guten Beispiele von weiteren Schulen übernommen werden, dann wird es in Brandenburg bald hoffentlich nur noch „Schulen ohne Rassismus“ geben“.

Bildungsministerin Britta Ernst sagte: „20 Jahre ‚Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage‘ heißt 20 Jahre Eintreten für die bunte Vielfalt unserer Gesellschaft, gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt. In den zwei Jahrzehnten ist ein sehr aktives Netzwerk gewachsen – mit inzwischen 80 Schulen, die in besonderer Weise und besonders mutig Diskriminierung und Rassismus im Alltag entgegentreten. Solches Engagement ist nicht selbstverständlich. Es muss immer wieder neu erkämpft und dem aktuellen Geschehen angepasst werden. Deshalb danke ich allen Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften, der Landeskoordination des Programms, allen Partnern des Netzwerks für ihren Einsatz gegen Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung. Ich ermuntere alle,  weiter so engagiert zu sein, wenn es darum geht, Mauern von Vorurteilen zu durchbrechen und aktiv für Weltoffenheit und Menschenrechte einzutreten.“

Sanem Kleff, Bundeskoordinatorin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sagte: "Vor 20 Jahren trat in Beeskow die erste Schule Brandenburgs dem Netzwerk bei. Dieses Jubiläum begehen wir. Seit 2003 berät und unterstützt die Landeskoordination Brandenburg die mittlerweile 80 Courage-Schulen im Land. Mit ihrem Engagement für Demokratie und Menschenrechte leisten die Schulen einen wertvollen Beitrag für ein couragiertes, menschenfreundliches Brandenburg."

Die Schülerinnen und Schüler diskutierten in sechs Workshops zu Hatespeech im Netz, globalem Lernen und zum Schreiben über couragiertes Tun. Sie fragten sich, wie sie Antisemitismus im Vorfeld begegnen können, wie man eigentlich Gesellschaft gestaltet und traten mit allein nach Europa geflüchteten Altersgenossen in einen lyrischen Dialog. Das mit Musik von drei Brandenburger Schulbands und einem Rapper begleitete Treffen endet mit einem Come together im Plenarsaal.

Um eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden, müssen sich mindestens 70 % aller Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulbediensteten mit ihrer Unterschrift zu den Grundsätzen des Netzwerks bekennen und langfristig Aktionen und Projekte gegen Rassismus durchführen. Das gemeinsam vom Landtag und den Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie Brandenburg (RAA) ausgerichtete Landestreffen ist Höhepunkt und Würdigung der Arbeit des Netzwerks, das mit neun seit 2017 dazugekommenen Mitgliedern heute 80 „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ in Brandenburg zählt.