Gefangen im zwischen/raum: Landtag mit Ausstellung zu jüdischem Hachschara- und Zwangsarbeitslager

Der Durchgangsort der Hoffnung wurde zur Durchgangsstation in den Tod: Die Ausstellung „zwischen/raum – Jüdisches Hachschara- und Zwangsarbeitslager Neuendorf im Sande 1932–1943“ beleuchtet einen besonderen Aspekt jüdischer Geschichte in Brandenburg. Sie wurde am Dienstag im Landtag von Vizepräsident Dieter Dombrowski mit Oder-Spree-Landrat Rolf Lindemann und Arnold Bischinger vom Verein „Kulturscheune Neuendorf im Sande“ eröffnet.

In der Ausbildungsstätte auf dem ehemaligen Gutshof in Neuendorf im Sande (im heutigen Landkreis Oder-Spree) bereiteten sich hunderte deutsche Juden ab 1932 auf die Auswanderung nach Palästina, Argentinien oder in andere Länder vor – sie gingen auf Hachschara (hebräisch: Vorbereitung, Tauglichmachung) und erlernten landwirtschaftliche und handwerkliche Berufe. Nach dem 1941 von den Nationalsozialisten erlassenen Auswanderungsverbot und der Schließung aller Hachschara-Stätten –  mehr als 30 allein in Brandenburg – wurde das Neuendorfer Landwerk zu einem Zwangsarbeits- und Sammellager. 1942 begannen die Deportationen; 1943 werden das Landwerk geschlossen und die letzten etwa 160 Bewohner nach Auschwitz deportiert. In Neuendorf kreuzten sich die Lebenswege des  späteren Showmasters Hans Rosenthal und der „Rapperin“ gegen Rechts, Esther Bejarano, mit denen von Menschen, die nicht überlebten, wie die Reformpädagogin Clara Grunwald und der Gutsleiter Martin Gerson. 

„Ein Ort, an dem junge Menschen gearbeitet, gelebt, gefeiert und Zukunftspläne geschmiedet haben, wandelt sich zu einem Ort der der Aussichtslosigkeit“, sagte Dieter Dombrowski bei der Eröffnung. „Welche Haltungen wir brauchen und welche Veränderungen im Denken, damit Diktatur und Fremdenhass in Deutschland und Europa nicht wieder möglich werden, das fragt uns diese Ausstellung. Was wir Politiker, was Bürgerinnen und Bürger tun können und müssen, damit Ausgrenzungsgesellschaften gar nicht erst entstehen.“

In den 1980er Jahren begann die Aufarbeitung dieses Teils jüdischer Geschichte in Brandenburg; Zeitzeugen aus aller Welt meldeten sich. Die 2016 vom Verein „Kulturscheune Neuendorf im Sande“ erarbeitete Ausstellung porträtiert 16 Menschen, deren Biografien und Erinnerungen mit diesem Ort verknüpft sind. „zwischen/raum – Jüdisches Hachschara- und Zwangsarbeitslager Neuendorf im Sande 1932 – 1943“ stellte der Verein bereits vor Ort und in Hannover aus. Bis 3. Januar 2019 ist die Ausstellung jetzt im Foyer des Landtages zu sehen: immer montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr – außer an gesetzlichen Feiertagen.