„Jüngling“ und „Herkules“ zurück auf der Attika
Nach den Worten Starks übt das Parlamentsgebäude insbesondere durch seine Kontraste und Spannungen zwischen Vergangenem und Künftigem große Anziehung aus. In ihrer Ansprache anlässlich der Aufstellung der ersten beiden Figuren sagte sie: „Mehr als zwei Jahrhunderte prägte das Potsdamer Stadtschloss das Zentrum der Stadt. Mit seiner architektonischen Schönheit lockte es Besucher aus aller Welt an. Als Haus der Demokratie und der Bürgerinnen und Bürger erinnert der heutige Landtag aber nicht nur an unsere preußischen Wurzeln, sondern erzählt vor allem auch eine neue Geschichte. Eine Geschichte, die von beispiellosem bürgerschaftlichen Engagement und von demokratischer Willensbildung handelt.“ Nachdrücklich dankte die Präsidentin in diesem Kontext dem Verein Potsdamer Stadtschloss e. V. und den beiden Einzelspendern. Ebenso zollte sie den Restauratoren und Bildhauern der SPSG größten Respekt. In ihren Händen liegen die Restaurierungs-, Rekonstruktions- und Nachbildungsarbeiten.
SPSG-Generaldirektor Prof. Dr. Dorgerloh unterstrich: „Das Landtagsschloss leugnet nicht, ein Neubau zu sein. Aber es ist einer, der zwischen „alt“ und „modern“ vermittelt. Darum freuen wir uns besonders, dass die Spolien und Skulpturen des einstigen Stadtschlosses, die wir in den Depots unserer Stiftung bewahrt haben, entweder schon in die Fassade integriert worden sind oder nun nach und nach in Potsdams Mitte zurückkehren. Ich danke dem Verein Potsdamer Stadtschloss e. V. für seinen unermüdlichen Einsatz, der dies möglich gemacht hat.“
Für den Stadtschlossverein erklärte Dr. Michael Schöne: „Der Start für die ersten beiden Figuren auf dem Landtagsgebäude war für uns eine kleine Herkules-Aufgabe, umso mehr freut es mich, dass nun die ersten Figuren aufgesetzt werden können. Damit wird ein weiterer wichtiger Schritt zur Vollendung des Potsdamer Stadtschlosses vollzogen.“ Anschließend dankte er Frau Tamm, der Spenderin des „Herkules“, und den Eheleuten Dr. Wilhelmy, die die Restaurierung des „Jünglings“ finanziell ermöglichten.
Für die Restaurierung, Ergänzung und Rekonstruktion bis hin zur originalgetreuen Kopie der sinnstiftenden Fassadenelemente setzt sich der Verein Potsdamer Stadtschloss e. V. seit Jahren ein. Er hat bereits acht Figuren restaurieren lassen – für ca. 300.000 Euro aus eigens gesammelten Spendengeldern.
10.200 Euro. Als Bekrönungsfigur des westlichen Kopfbaus schmückt „Herkules“ (Standortbezeichnung WK3) künftig die Spitze des westlichen Giebels. Die Skulptur war relativ gut erhalten, lediglich der Kopf, der rechte Unterarm und die linke Hand wurden mithilfe historischer Fotoaufnahmen rekonstruiert. Die im Zuge der Restaurierung und Ergänzung entstandenen Kosten beliefen sich auf 25.500 Euro.
Hintergrund:
Von den 76 Sandsteinfiguren des einstigen Potsdamer Stadtschlosses sind 17 komplett erhalten, von weiteren 18 konnten unterschiedlich große Teile gerettet werden. Die übrigen, vollkommen zerstörten Figuren können nach historischen Fotoaufnahmen neu geschaffen werden. Mit Ausnahme der Bogenkolonnade wird im Innenhof auch künftig kein Attika- und Figurenschmuck angebracht. Hintergrund ist das Urheberrecht von Landtagsarchitekt Prof. Dr. Peter Kulka.
Gemäß Parlamentsbeschlüssen aus den Jahren 2005 [DS 4/1092] und 2008 [DS 4/6102] wurden und werden für die Anfertigung und Aufstellung von Attika- sowie Figurenschmuck keine öffentlichen Finanzmittel verwendet.
Sowohl der „Jüngling“ als auch „Herkules“ wurden vom Bildhauer Johann Gottlieb Heymüller im Jahr 1751 geschaffen.