„Ich kam als Gast in euer Land gereist...“

Ausstellung im Landtag portraitiert deutsche Kommunistinnen und Kommunisten als Opfer des Stalinismus

Ab Dienstag, dem 6. August, zeigt die Ausstellung “Ich kam als Gast in euer Land gereist…“ im Landtag Brandenburg das widersprüchliche Schicksal deutscher Kommunistinnen und Kommunisten in der Sowjetunion der Stalinzeit.

Diese kamen als Arbeitssuchende Anfang der 1930er Jahre oder nach dem Januar 1933 als politisch Verfolgte in das Land ihrer Träume und Hoffnungen. Sie waren Facharbeiter, Journalisten, Lehrer, Mediziner, Künstler, Architekten. Ab 1936 wurden sie und ihre Angehörigen Opfer staatlichen Terrors: Ob vom Geheimdienst NKWD ermordet oder in Straflager deportiert, auf lange Jahre nach Sibirien und Kasachstan verbannt oder in Kinderheime zwangsweise eingewiesen – die Familienschicksale gleichen mehrfach zerrissenen Lebenslinien. Der Rückweg nach Deutschland war abgeschnitten; die Antifaschisten wurden zu doppelt Verfolgten.

Auch das Ende von Krieg und Faschismus brachte vielen Exilanten nicht die erhoffte Freiheit: Erst in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre konnte die Mehrzahl der in der Verbannung Lebenden ausreisen. Für sie war es die lang ersehnte Rückkehr in die Heimat, für ihre in der Sowjetunion sozialisierten Kinder ein schwerer Neubeginn im fremden Land.

Ergänzt werden die Familienporträts durch Tafeln mit Informationen zu historischen Hintergründen des Staatsterrors. Allen gezeigten Fotos und Dokumenten liegen bisher unbekannte Materialien aus dem Familienbesitz der Betroffenen und aus deutschen und russischen Archiven zugrunde. Gesammelt und aufbereitet wurden sie von Hinterbliebenen der Opfer und Historikern.

Die zweisprachige Ausstellung (deutsch und russisch) war bereits in der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu sehen. Neben weiteren Stationen in Deutschland wird sie auch in der Russischen Föderation sowie in der Kasachischen Republik gezeigt. Sie wurde mit Mitteln der Rosa-Luxemburg-Stiftung Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e. V. gefördert.

Landtagspräsident Gunter Fritsch eröffnet die Ausstellung am Dienstag, dem 6. August 2013 um 12:30 Uhr. Anschließend ist sie bis zum 26. September 2013 montags bis freitags von 8:00 bis 17:00 Uhr im Foyer (1. OG) des Landtages zu sehen. Der Besuch ist kostenfrei.

Zur Ausstellungseröffnung wird als Zeitzeuge Alex Glesel sprechen. Die Familie Glesel-Wellnitz wurde zwischen den Jahren 1936 und 1955 Opfer staatlicher Verfolgung der sowjetischen Behörden. Ihr Schicksal wird in der Ausstellung dokumentiert.