Jahresausstellung zeigt Künstlernachlässe und regt zu Diskussion über Kernbestandsdepot an

Die neue Jahreskunstausstellung des Landtages beschäftigt sich mit dem Thema Künstlernachlässe in Brandenburg. Mit einer Vernissage wurde die Schau auf drei Etagen des Südflügels am Dienstag eröffnet.  Sie zeigt unter dem Titel „[K]ein Kernbestandsdepot für Künstlernachlässe im Land Brandenburg“ bis zum Jahresende mehr als 100 Werke von 18 Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Die Ausstellung wurde zusammengestellt vom Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg, der seit zehn Jahren Nachlasshalter unterstützt und die Nachlässe im Internet einsehbar macht. Um die Originale langfristig zu bewahren, schlägt der Verein regionale Depots vor, die zusammen ein öffentliches „Kernbestandsdepot“ für Brandenburg bilden können. In einem eigens vorbereiteten Resonanzraum in der Jahresausstellung soll es darum gehen, wie dies am besten verwirklicht werden kann.

Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke sagte zur Begrüßung: „Gerade in dieser kurzatmigen Zeit ist es von großer Bedeutung, das Ergebnis schöpferischer Arbeit vor Ort dauerhaft zu erhalten. ,Zukunft braucht Herkunft‘, schrieb der Philosoph Odo Marquard. Die Jahresausstellung gibt einen Einblick in den Nachlass Brandenburger Künstlerinnen und Künstler und ebenso in die Arbeit derjenigen, die diese Werke für die Nachwelt erhalten. Die Brandenburger Initiative für den Erhalt, die Pflege und die Sichtbarmachung von Künstlernachlässen ist Vorbild für ähnliche Projekte in Deutschland.“

Die Kuratoren Dr. Liane Burkhardt und Thomas Kumlehn vom Verein Private Künstlernachlässe gaben eine Einführung: „Der Titel der Ausstellung signalisiert sowohl die gegenwärtige Situation wie auch die vom Verein vorgeschlagene Perspektive: ein Kernbestandsdepot für regionale Künstlernachlässe im Land Brandenburg. Das digitale Bewahren von regional wertvollen Kunstwerken bietet die Voraussetzung, sie zu erschließen und zu vermitteln. Ein Erleben der unmittelbaren Werkbegegnung kann dadurch nicht ersetzt werden. Doch das physische Bewahren regional wertvoller Kunstwerke aus privaten Künstlernachlässen kann von den Erben nicht dauerhaft gewährleistet werden. Mit dem Kernbestandsdepot entstünde ein neues Infrastrukturelement zur Sicherung von regional wertvollem Kulturgut und regionaler Identität.“

Prof. Dr. Dorothee Haffner, Professorin für Museumsdokumentation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, sagte: „Die HTW Berlin kooperiert im Studiengang Museologie seit über zehn Jahren mit Liane Burkhardt und Thomas Kumlehn, denn die Erfassung und Erschließung von Kunstwerken ist eine der Kernaufgaben zukünftiger Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Der Verein bietet Möglichkeiten für studentische Praktika, die der nächsten Generation das regionale Kunstschaffen nahebringen und sie dafür sensibilisieren.“

Dr. Jürgen Danyel, stellvertretender Direktor des Leibniz-Instituts für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), erklärte: „Die Sicherung, Erschließung und Präsentation privater künstlerischer Nachlässe in Brandenburg ist nicht nur eine wichtige kulturpolitische Aufgabe, sondern auch von großem Interesse für die Zeitgeschichte. Jenseits der klassischen Archivmaterialien interessiert sich die zeithistorische Forschung inzwischen für ein breites Spektrum an Bildquellen nicht zuletzt aus dem Bereich Kunst. Mit seinen Erfahrungen aus dem Projekt ,Bildatlas zur DDR-Kunst‘ unterstützt das ZZF das Vorhaben von Liane Burkhardt und Thomas Kumlehn mit der Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur.“

Die Jahresausstellung im Landtag wird vom 31. Januar bis zum 20. Dezember 2024 für das Publikum geöffnet sein, werktags in der Zeit von 8:00 bis 18:00 Uhr. An Plenartagen sind nur Teile der Ausstellung zugänglich. Angeboten werden auch Führungen und weitere Veranstaltungen zum Thema, die genauen Termine sind beizeiten auf der Website des Landtages zu finden.