Landtag und Landesregierung Brandenburgs gedenken mit der Aufarbeitungsbeauftragten und der Stadt Teltow der Maueropfer

Führende Vertreterinnen und Vertreter des Landes Brandenburg haben in einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung heute an die Opfer der innerdeutschen Teilung erinnert. Zum 62. Jahrestag des Mauerbaus in und um Berlin hielt Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke die Hauptrede bei der Veranstaltung, die dieses Jahr in der Stadt Teltow stattfand. Daran nahmen auch Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke, die Beauftragte des Landes zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Dr. Maria Nooke, sowie der Bürgermeister der Stadt Teltow, Thomas Schmidt, teil und legten Kränze im Gedenken an die Opfer nieder.

Am 13. August 1961 hatte die DDR die Grenze zu den Westsektoren Berlins abgeriegelt. Millionen Menschen wurden schlagartig von Familienangehörigen, Freunden, Kollegen und Bekannten getrennt. Viele konnten nicht mehr zur Arbeit oder zum Studium gelangen. Bis zum Fall der Mauer im November 1989 infolge der Friedlichen Revolution starben mindestens 140 Menschen nach Fluchtversuchen oder bei anderen Zwischenfällen an den Sperranlagen in und um Berlin; mehrere hundert Menschen kamen insgesamt an der innerdeutschen Grenze ums Leben.

Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke sagte: „Die Erinnerung an den Bau der Mauer 1961 vergegenwärtigt uns, wie eine bis dahin für unmöglich gehaltene Form von Repression und Gewalt plötzlich Wirklichkeit wurde. Die Erinnerung an den Fall der Mauer 1989 vergegenwärtigt uns, wie ein unmöglich scheinender Traum durch eine friedliche Revolution wirklich werden konnte. Wenn wir beide Ereignisse einander gegenüberstellen, wird sichtbar, wie das bis dahin Unmögliche Wirklichkeit werden kann – im Schlechten wie im Guten:  am 13. August als Unterdrückungsakt der SED-Diktatur, am 9. November als Befreiung von der Diktatur, als ihre Überwindung.  Demokratie und Freiheit wurden möglich durch gemeinsames Handeln von vielen mutigen Menschen. Heute braucht Demokratie aktive Bürgerbeteiligung und gegenseitiges Vertrauen zwischen den Menschen und ihrer Politik.“

Ministerpräsident Dietmar Woidke betonte: „Der 13. August 1961 hat sich tief in das Gedächtnis der Deutschen in Ost und West eingebrannt. Die SED-Führung ließ die Menschen in der DDR einmauern und damit die deutsche Teilung zementieren. Menschen, die zu fliehen versuchten, bezahlten dafür im schlimmsten Fall mit ihrem Leben. Das ist bis heute kaum zu ertragen. Umso wichtiger ist es, gegen das Vergessen anzugehen. Für alle Zeit müssen wir die Erinnerung bewahren. Der Bau der Mauer war historisches Unrecht und ist durch nichts zu rechtfertigen. Der 13. August zeigt uns: Frieden, Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit, sie brauchen unseren Schutz.“

Die Aufarbeitungsbeauftragte Maria Nooke erklärte: „Der Mauerbau hatte die leidvolle Trennung von zahllosen Familien, Freunden und Nachbarschaften zur Folge und zerstörte das Leben vieler Menschen. Es ist und bleibt ein politischer und gesellschaftlicher Auftrag, an dieses Unrecht, unter dessen Folgen die Opfer bis heute leiden, zu erinnern.“

Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt sagte: „Die deutsch-deutsche Grenze war in Teltow über viele Jahrzehnte präsent und hat die Stadt von Berlin abgeschnitten. Der heute so friedlich wirkende Teltowkanal war eine Todeszone. Mindestens sechs junge Menschen haben beim Versuch, hier in der Region die Grenze zu überwinden und in Freiheit zu gelangen, ihr Leben gelassen. Die Erinnerung an sie wachzuhalten, ist unsere Verpflichtung.“

Bei der Gedenkveranstaltung wurde ein Kurzfilm mit Interviews von Zeitzeuginnen aus Teltow gezeigt, zudem verlasen Luise Rüger und Casey Keller einen Text über das Schicksal des Maueropfers Karl-Heinz Kube. Für die musikalische Gestaltung der Gedenkfeier sorgte der Pianist Hagen Grahlow. Im Anschluss besuchten die Teilnehmenden die Gedenkstelen für Peter Mädler und Karl-Heinz Kube am Teltowkanal, an dem streckenweise die Mauer im Südwesten Berlins verlief, und legten Kränze nieder.