Neue Ausstellung zeigt das Dilemma des medizinischen Häftlingspersonals im Konzentrationslager Ravensbrück

Der Vizepräsident des Landtages Brandenburg, Dieter Dombrowski, hat heute eine neue Ausstellung im Landtagsfoyer eröffnet. „…unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“, so der Titel der Ausstellung, ist keine leichte Kost: Die Ausstellung des Arbeitskreises für Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft zeichnet die Zwangslage des medizinischen Häftlingspersonals im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück nach. Das zwischen 1939 und 1945 bestehende Lager war das größte Frauen-KZ der Nationalsozialisten innerhalb der deutschen Grenzen des Jahres 1937.

Selbst als sogenannte „Funktionshäftlinge“ ins Lager Ravensbrück deportiert, waren die Pflegerinnen und Ärztinnen im Krankenrevier des Lagers dem ständigen Konflikt zwischen eigenem Überlebenswillen und dem Wunsch, den Mithäftlingen zu helfen, ausgesetzt. Das Urteil über die Arbeit des medizinischen Häftlingspersonals durch die Lagerpatientinnen war entsprechend zwiegespalten: Es schwankte zwischen Dankbarkeit und Anerkennung auf der einen, Schuldzuweisungen für die Nichtbehandlung von Kranken, für Selektionen und Tötungen auf der anderen Seite.

Dieter Dombrowski dankte den Initiatorinnen der Ausstellung und verband sein Grußwort mit einem mahnenden Appell: „Das Wirkliche nicht leugnen, sondern wahrnehmen und erkennen, was geschehen ist – institutionalisierter, verwalteter, perfektionierter Massenmord an Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, Behinderten,  Menschen aus Osteuropa, Gegnern des Naziregimes. Die Täter waren Beamte. Menschen von nebenan, Familienväter, angesehene Bürger, Nachbarn. Wir dürfen nie vergessen, dass die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus die Köpfe von Menschen so sehr vergiftet hat, dass sie Menschen gefoltert, gedemütigt, ermordet haben oder dazu beigetragen haben, dass es geschieht.“

Die Trägerin der Landtagsmedaille und Zeitzeugin Ilse Heinrich, die die letzten Tage des KZ Ravensbrück miterleben musste, nahm an der Eröffnung der Ausstellung teil. Ebenso waren Angehörige der Häftlingspflegerin Hilde Boy-Brandt anwesend, deren Biografie in der Ausstellung vorgestellt wird.