Wolfskinder erzählen von Kriegen, die heimat- und haltlos machen: Neue Ausstellung im Landtag

Wolfskinder: Diese so benannten, damals drei- bis sechzehnjährigen ostpreußischen Kinder hatte der Zweite Weltkrieg heimat- und oft elternlos gemacht und sie auf eine von Gewalt und Sterben, Angst, Hunger und Betteln nach Nahrung begleitete Flucht, den „Brotweg“, geschickt. Von ihren Schicksalen erzählt eine neue Ausstellung im Landtag, die Vizeparlamentspräsident Dieter Dombrowski am Dienstagabend eröffnete.

Die Geschichten in „Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948“ handeln von Leid und vom Tod, aber auch von Mut und Menschen, die geholfen haben. „Die Vorstellung, dass uns Erwachsenen anvertraute, auf uns angewiesene Kinder einen so gefahrvollen und leidvollen Weg ohne Schutz gehen mussten, ist schwer zu ertragen“, bekannte Dombrowski zur Eröffnung. „Die Wolfskinder führen uns vor Augen, wie viele der vom Nationalsozialismus in Deutschland ausgegangenen Geschichten noch lange nicht zu Ende erzählt oder noch gar nicht im Bewusstsein sind.“ Dombrowski mahnte, dass ein solcher Zivilisationsbruch, wie er im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg geschehen sei, nie wieder passieren dürfe.

Zur Eröffnung der Schau im 100. Jahr der Unabhängigkeit Litauens sprachen auch der litauische Botschafter in Deutschland, S.E. Darius Jonas Semaška, sowie Olaf Pasenau, eines von drei „Wolfskindern“, die heute in Brandenburg, Kreis Oberhavel, leben. Teresė Birutė Burauskaitė, Generaldirektorin des Zentrums zur Erforschung von Genozid und Widerstand der Bevölkerung Litauens, führte in die Ausstellung ein. Jugendliche des Strittmatter-Gymnasiums in Gransee umrahmten die Veranstaltung mit Theater und Musik.

„Auch wenn sich heute Kinder und Jugendliche aus Syrien auf eine gefahrvolle Flucht begeben müssen, oder wenn in einem Mutterland der Demokratie geflohene Kinder inhaftiert werden können, sind wir in Politik und als Zivilgesellschaft gefordert. Daran sollte uns die Ausstellung erinnern“, so Dombrowski.

Die wissenschaftlich fundierte Ausstellung in deutscher wie litauischer Sprache mit 22 Ständen und 10 Monitoren wurde schon im litauischen Parlament in Vilnius, im Thüringer Landtag und zuletzt im „Stasimuseum“ Berlin gezeigt.

„Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948“ ist bis zum 27. September 2018 bei freiem Eintritt montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr (außer an Feiertagen) im Landtag zu sehen.